Was kritisiert der Stadtelternrat am Schulnetzplan 2017 der Stadt Leipzig?

Der Schulnetzplan soll das Planungsinstrument der Stadt Leipzig sein. Damit werden Fördermittel beim Freistaat Sachsen abgerufen.

Diese Planung ist viel zu knapp bemessen

Diese Planung ist viel zu knapp bemessen, findet der Stadtelternrat. So befinden sich wichtige Kennzahlen aus dem Schulnetzplan 2016 nicht im neuem Entwurf. Es kann schlicht nicht nachvollzogen werden, ob die Schülerzahlen pro Schule und Klassenstufe stimmen. Dies war eines der wichtigsten Kritikpunkte des Stadtelternrats zum vorherigen Plan. Dieser wurde von den Stadträten aufgenommen und als Nachbesserung beschlossen.

Nun liegt der neue vor. Wer denkt, der ist jetzt im Zahlenbereich besser, irrt. Auch hier spiegelt sich nicht die aktuelle Belegung der Klassenstufen wieder. Da es immer Zu- und Wegzüge gibt, ist dies so und so schwierig auf den Schüler genau festzuhalten.

Beispiel für die inkorrekte Datenlage

Schwierig wird es, wenn im allgemeinen Teil von einer künftigen Klassenstärke von 22 pro Klassen geschrieben wird, jedoch in den Schulformen sich rechnerisch mehr Schüler pro Klasse ergeben. Die Anzahl der benötigten Schulen berechnet sich jedoch aus der Plan-Klassenstärke von 22 Schülern.

So wird im Gymnasium mit den Zahlen aus Kamenz für das Schuljahr 2016/17 Schüler 11.572 in 450 Klassen angegeben. Dies ergibt 25 Schüler pro Klasse. So weit der IST-Zustand. Im neuen SNP werden jedoch 12.184 Schüler in Klassen 515 geplant. Dies ergibt 23,6 Schüler pro Klasse und keine 22, wie dem aufmerksamen Leser auffällt.

An den Grundschulen ergibt sich ein ähnliches Bild. So werden
713 Klassen mit 15.326 Schülern für das Schuljahr 2016/17 angegeben. Was korrekte 21,5 Schüler pro Klasse ergibt. Im neuen Plan werden planerisch 752 Klassen mit 17.373 Schüler gefüllt. Dies ergibt 23,1 Schüler pro Klasse.

Dies mag als Beispiel für die inkorrekte Datenlage dienen. Nicht weiter schlimm, könnte der mathematisch begabte Leser meinen. Doch Zuziehende, Klassenwiderholer oder Schulformwechsler sind nicht berücksichtigt. An den Gymnasien sind rechnerisch noch knapp 70 Plätze in den künftigen fünften Klassen frei. Viel zu wenig für die wachsende Stadt.

Ganz schweigt der Plan zu den schulpflichtigen Kindern der kommenden Jahre. So kann kaum nachvollzogen werden, ob die geplanten Schulhausbauten, den künftigen Bedarf decken werden.

Kapazitäten der Schulen auf 80 bis 100 % festzuschreiben

In den Anträgen der Fraktionen zur Stadtratssitzung am 21. Juni 2017 zeigt sich, das Thema fehlende Schulkapazität und Sportstätten ist bei den Stadträten angekommen. Die Idee der Grünen die Kapazitäten der Schulen auf 80 bis 100 % festzuschreiben, ist sehr freundlich, geht jedoch an der gesetzlichen Grundlage vorbei.

Doch offensichtlich fehlt der Mut, den den Punkt der künftigen schulpflichtigen Kinder genauer zu betrachten. Werden wir ähnlich wie bei der Kitaplatz-Misere einen Engpass bei den Schülerplätzen erleben?

Lehrermangel im „Tal des Jammers“

Das „Tal des Jammers“, auf das uns SMK-Ministerin Brunhild Kurth beim Thema Lehrermangel einstimmen will, bekommt damit eine Tragweite, deren Ergebnisse wir erst in ein paar Jahren bemerken werden. Nämlich dann, wenn nicht genügend Schulabschlüsse in entsprechender Qualität erreicht werden und damit Fachkräfte fehlen. Die Wirtschaft darf hier dann wahrscheinlich die Lücken der Bildung flicken. Ob Unternehmer dazu bereit oder gar geeinigt sind, wird sich zeigen. Eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes Leipzig sieht nach dem Erachten des Stadtelternrates anders aus.

Beitrag von Petra Elias vom 24.06.2017