Elternsprecher der Stadt Leipzig von 2006 – 2010: Silvia Füßl

Seit 25 Jahren gibt es in Leipzig einen Stadtelternrat. Das Gremium ist Ansprechpartner für  die Eltern schulpflichtiger Kinder, der Stadtverwaltung, der Bildungsagentur und vieler anderer Organisationen die an Schule beteiligt sind. Die ehrenamtliche Mitwirkung hatte über die Jahre viele Namen. Doch was war deren Motivation dahinter?  In loser Folge führt der Stadtelternrat Interviews mit Elternsprechern, die ihre Freizeit zum Wohle anderer Kinder opferten.

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Silvia Füßl

Vorsitzende des Stadtelternrates von 2006 bis 2010

Der Steckbrief zu Person

Psychologischer Management Coach, Studium Psychologie Management Coach / Business Consulter, Fachberaterin Soziale Kompetenz,
Jetzt: Unternehmen für Personal- und Organisationsentwicklung für kleine und mittelständische Unternehmen
Familiäre Situation damals: alleinerziehend, drei Kinder

Welche Schulen haben Sie kennengelernt?

  • Grundschule Am Adler
  • Mittelschule Am Adler
  • Petri Mittelschule
  • 94. Unesco Mittelschule
  • Maria-Montessori Schulzentrum

Funktionen im Stadtelternrat

2006-2010 Vorsitzende
2002-2006 Arbeitskreisleiterin Mittelschulen

Auszeichnungen

Joker im Ehrenamt, Land Sachsen, 2010

27.08.2010 Auszeichnung für Sylvia Füssl - Joker im Ehrenamt
27.08.2010 Auszeichnung für Sylvia Füssl – Joker im Ehrenamt

25 Jahre Stadtelternrat Leipzig begehen wir 2017. Sie sind einer der Vorsitzenden in der langen Reihe engagierter Elternvertreter. Gern möchten wir Sie bitten einmal auf diese Zeit zurück zu blicken.

Wo haben und wann Sie erfahren, dass es Elternvertretung gibt?
Was hat Sie bewogen, sich zur Wahl zu stellen?

In der fünften Klasse meines Sohnes zur Elternsprecherwahl. Keiner meldete sich, und die Aussage, „da müssen sie nichts machen, nur zweimal im Jahr zum Elternrat gehen“, erstaunte mich, da wollte ich doch mehr wissen.

Ich bin ein Mensch der gerne weiterentwickelt und Prozesse vorantreibt und optimiert. Vermutlich habe ich das gespürt, den einen echten Grund für die Kandidatur hatte ich nicht.

Im Elternrat angekommen merkte ich, dass die Schulleiterin tatkräftige Unterstützung suchte und mit den bestehenden Elternratsvorsitzenden nicht zufrieden war. Sie versuchte neue Kräfte zu gewinnen, da habe ich einfach hier gerufen, und schon war ich Vorsitzende. Zur Vollversammlung im SER angekommen, beklagten sich Eltern über die Stadt und was die alles tun, was „wir“ Eltern doch garnicht wollen, so ne Unverschämtheit. Ich entgegnete: die Stadt macht was sie für richtig hält, wenn wir etwas Anderes wollen, dann müssen wir dafür einstehen und kämpfen. Als es dann zur Wahl AK Mittelschulen ging wollte wieder keiner, da habe ich mich gemeldet, schwubb, schon war ich im Vorstand SER.

Welche Vorstellung von Elternarbeit hatten Sie im SER angetroffen? Wie haben Sie selbst Elternmitwirkung verstanden? Was waren Ihre persönlichen Ziele in der Elternmitwirkung?

Damals traf sich der SER Vorstand zweimal im Jahr in einer Kneipe um die Vollversammlung vorzubereiten, daraufhin habe ich durchgesetzt, das der SER sich monatlich trifft und Räume im Neuen Rathaus dafür organisiert.
Ich selbst hatte mich zu einer LER Veranstaltung in Taucha angemeldet, irgendwie ne Info für Elternvertreter, dort lernte ich Gisela Grüneisen kennen. Das war der Beginn einer langjährigen erfolgreichen Zusammenarbeit, und der Start als EMM.

Besonders der damalige Vorsitzende Wenzel hat den Kontakt zum LER konsequent verhindern wollen, da er persönliche Differenzen mit Herrn Grüneisen hatte. Beide waren irgendwann mal in einem Elternrat an einer Schule. Was mich nicht beeindruckte, ich startete als EMM und stellte konsequent den Kontakt zum LER her.

Am Ende der zwei Jahre, in Vorbereitung der nächsten Wahlvollversammlung, kam es dann zu der Aussage von Wenzel, er wüsse gar nicht weshalb ich immer etwas tun und bewegen wolle, der SER ist doch ein passives Gremium, diese Aussage wurde von weiteren Mitgliedern bestätigt. Daraufhin habe ich mitgeteilt, in einem passiven Gremium bin ich falsch, daher werde ich nicht mehr kandidieren.

Auf der Vollversammlung hatte ich das so den Mitgliedern bekanntgegeben. Lange Rede kurzer Sinn, Herr Wenzel wurde abgewählt und ich gewählt.

Der SER hatte seinerzeit keine Geschäftsstelle, keine eigene Anschrift und wurde weder von der Verwaltung noch von anderen für uns wichtigen Partnern wahrgenommen.

(Ich denke jedenfalls, dass ich schon als AK Mittelschulen ein EMM war, da bin ich mir nicht mehr so ganz sicher)

Was sollte einen Elternsprecher generell aus Ihrer Sicht auszeichnen? Was sollte er eher vermeiden?

Auszeichnen sollte ihn in jeden Fall, eine gesunde Portion Selbstbewusstsein, aber auch die Fähigkeit zielorientiert zu arbeiten. Befindlichkeiten und Narzissmus haben keinen Platz im Ehrenamt, egal wo. Ein Elternvertreter sollte um zielführende Schulpolitik bemüht sein, und für Eltern ein Ansprechpartner bei allen Fragen rund um das Thema Kind und Schule sein. Es gilt aus meiner Sicht, die Zusammenarbeit aller beteiligten Partner zusammenzuführen und nicht auseinander zu diffedieren (schreibt man das so? 😊 )
Wichtig ist ebenfalls, ein guter Planer und Organisator zu sein.

Elternarbeit kann sehr zeitintensiv sein. Darum schrecken wohl viele Eltern davor zurück. Können Sie bei dieser These mitgehen?

Ja klar, es ist zeitintensiv, zumindest wenn es bewusst betrieben wird. Hier ist es wichtig die Aufgaben auf viele Schultern zu verteilen, und als Vorsitzender vor allem die Ergebnisse zusammenzuführen. Wer es schafft, Eltern für diese Aufgabe zu gewinnen, sollte die Arbeit organisieren können, optimale Rahmenbedingungen für die Eltern schaffen, sie respektvoll behandeln, und die Arbeit der Kollegen würdigen und nicht darum bemüht sein, persönliche Vorteile aus der Tätigkeit zu ziehen. So was gibt es leider immer wieder, auch im SER.

Wie kam es, dass Sie in den Vorstand gewählt wurden?

s.o.

Elternarbeit ist oft mit der Erkenntnis verbunden, dass vieles nicht so geht, wie Eltern es sich vorstellen. Da sind Verordnungen und Regelungen die von Schulleitung und Stadtverwaltung eingehalten werden müssen. Hier kann nur der Landeselterrat Änderungen anregen. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem LER?
Ich habe darauf bestanden, und es wurde auch gerne angenommen, dass die LER Vertreter gleichberechtigte Mitglieder im SER Vorstand sind, die regelmäßig an unseren Sitzungen teilnehmen. Damit gab es eine direkte und konsequente Verbindung zum LER. Auch sollten SER Mitglieder regelmäßig an Veranstaltungen des LER teilnehmen.

Was haben Sie bewirken können? Worauf sind Sie heute noch besonders Stolz?

Klare Arbeitsstrukturen im SER Vorstand geschaffen zu haben. Geschäftsstelle aufgebaut. Viele Eltern mit und durch EMM´s geschult zu haben. Ein eigenes Logo geschaffen zu haben, aber vielleicht am meisten, dass wir es geschafft haben, die Verbindung zum Schulverwaltungsamt (so hieß das damals noch) und zur SBA sowie zu anderen Partner wieder aufgebaut zu haben. Wir waren am Ende meiner Amtszeit ein respektierter Ansprechpartner. Gerne hat man uns um unsere Meinung gefragt.
Was würden Sie dem heutigen Stadtelternrat empfehlen?

Dazu kann ich keine Aussage treffen, da ich die derzeitige Arbeitsweise nicht mehr im Blick habe. Meine Kinder haben ihre Schulzeit schon vor einigen Jahren beendet. Gott sei Dank!

Interview Frühjahr 2017 von Petra Elias