Mangel an Schulpsychologen in Leipzig

Mangel an Schulpsychologen

Erfahrene Schulsozialarbeiter sagen, eine wichtige Voraussetzung für ihre Arbeit ist das Vorhandensein und die enge Zusammenarbeit mit  Schulpsychologen.

Hier herrscht aber in Sachsen großer Mangel, d.h. es vergehen unter Umständen Wochen bis man einen Termin hat, was sehr problematisch ist, da in den meisten Fällen eigentlich nicht lange gewartet werden sollte.

Da psychische Probleme bei Schülern stark zunehmen, ist das ein echtes Problem.

Die Schulpsychologen sind beim Land angestellt und den jew.  Lasubs angegliedert.

Sie haben mit den „normalen“ Kinder- und Jugendpsychotherapeuten der Krankenkassen nichts zu tun. Leider herrscht an dieser Stelle ebenfalls großer Mangel (wenn auch nicht ganz so groß wie bei den Schulpsychologen), sodass es auch hier zu monatelangen Wartefristen kommen kann. Hier liegt das Problem an dem Berechnungsschlüssel, der dazu führt, das Kinder- und Jugendpsychologen aus Leipzig in Halle arbeiten.

Nach einem Gespräch mit der für Schulpsychologen zuständigen Referatsleiterin  Frau Ernst (Lasub Referat 31.2)  hier noch zusätzliche Infos:

In Leipzig gibt es effektiv 10 besetzte Stellen mit Schulpsychologen für den Einzugsbereich der Leipziger Lasub (also Stadt Leipzig, Leipziger Land, Nordsachsen), was auch nach ihrer Einschätzung deutlich zu wenig ist. Allein Leipzig hatte vor 2 Jahren schon 49 000 Schüler)

Auch der Minister hat das wohl erkannt, im Maßnahmepaket werden für nächstes Jahr 20 neue Stellen geschaffen, was für Leipzig  4 Stellen mehr bedeuten wird.  Aber das wird signifikant an der grundsätzlichen Mangelsituation wenig ändern.

1975 gab es eine Empfehlung der KMK, wo ein Verhältnis von 5000 Schülern auf einen Schulpsychologen empfohlen wurde. Dieses Verhältnis wurde in der Bundesrepublik nie erreicht, 2008 war das Verhältnis bundesweit  15 000 zu 1 Schulpsychologen. Bei einem Vergleich der Bundesländer belegte laut Frau Ernst Sachsen einen „schlechten Platz“ was sehr nach letztem Platz klingt.

Es ist davon auszugehen, dass die Empfehlung von 1975 heute nicht mehr zeitgemäss ist und den neuen Anforderungen angepasst werden müsste. Hier muss vor allem darauf hingewiesen werden das in einer extrem wachsenden Stadt wie Leipzig mit sich erhöhendem Migrationsanteil und auch höherem Prekariatsanteil der Bedarf höher ist als in ländlichen Regionen.

Wenn es monatelange Wartefristen gibt, muß das Angebot angepasst werden und  nicht stumpfsinnig  an uralte Formeln geklammert werden.

Das die Regelungen der Kassenärztlichen Vereinigungen einen Mangel an Kinder und Jugendpsychologen geschaffen haben verschärft das Problem endgültig.

Kinderärzte bestätigen dieses Problem. Aufgabe des Schulpsychologen ist es schnell vor Ort (Schule!) konkret für Hilfe zu sorgen. Wenn diese dann nicht zeitnah erfolgen kann, ist der Hilfeeffekt den Schulpsychologen haben können, reduziert. Nach Aussage von Kinderärzten bräuchte eigentlich  jede Schule einen Schulpsychologen. Der Schulpsychologe ist nämlich ein wichtiges Bindeglied zwischen Schule und weiterführendem Therapeut/Kinderpsychiater.

Die Kinder und Jugendpsychotherapeuten behandeln Probleme allgemeinerer Natur, Kinderpsychiater (ausgebildete Ärzte) gehen z.B. mit Differenzialdiagnosen an die tieferen Ursachen heran. Aber auch hier herrscht in Leipzig deutlicher Mangel der sich durch den schnellen Zuwachs weiter verschärft, mehrmonatige Wartefristen sind auch nach Auskunft der Kinderärzte hier die Regel.

Auch sollte die Stadt prüfen,  ob sie nicht selber schulpsychologische Stellen schaffen sollte und die kassenärztliche Vereinigung auffordern die Zahl der niedergelassenen Kinder und Jugendpsychologen  mit Kassenzulassung zu erhöhen.

Gregor Gebauer (AK Gymnasien)