Erst den Lehrer- und Schulplatzmangel in Leipzig aufholen

Gemeinsame Medieninformation des Sächsischen Lehrerverbandes und des Stadtelternrates Leipzig vom 7.12.2018

Klares Signal von Eltern und Lehrern:

Bewährte sächsische Schulstrukturen müssen erhalten bleiben!

Der Sächsische Lehrerverband und der Stadtelternrat Leipzig sprechen sich ganz klar zum Erhalt des leistungsgerechten sächsischen Schulsystems in seiner bestehenden Form aus.

Mit wachsender Besorgnis müssen sie jedoch feststellen, wie wenig kontrovers der Volksantrag über die Einführung von Gemeinschaftsschulen in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Seit Ende September sammelt das „Bündnis für Gemeinschaftsschulen in Sachsen“ Unterschriften für einen Volksantrag, der das bestehende Schulsystem stark verändern könnte. Mit der geforderten sofortigen Einführung von Gemeinschaftsschulen riskieren die Initiatoren des Volksantrages genau die Fehler zu machen, die in anderen Bundesländern teils zu erheblichen Konflikten, Reformchaos und Absturz im Bildungsmonitor geführt haben.

Der SLV und der Stadtelternrat Leipzig raten daher Bürgerinnen und Bürgern, vor einer Unterschrift unter dem Volksantrag gut zu überlegen.

„Wir brauchen in der jetzigen Situation keine neue Schulart. Viel wichtiger ist die Verbesserung des bestehenden Systems. Dazu gehören Investitionen in bewährte Schulstrukturen und insbesondere in gut ausgebildete Lehrkräfte“, konstatiert Annette Jahn, Mitglied des Lehrerbezirkspersonalrates Leipzig. „Die Konsequenzen dieser Reform wären viel weitreichender als mancher vermutet. Gemeinschaftsschulen führen Schüler nicht zu besseren Leistungen. Bildungsbewusste Eltern werden ihr Kind deshalb bevorzugt am Gymnasium oder an einer Privatschule anmelden. Die sächsische Oberschule wäre dabei der große Verlierer“, warnt Antje Stolle, SLV-Kreisverbandsvorsitzende Leipzig.

 

Das Bündnis wirbt damit, dass Gemeinschaftsschulen dazu beitragen würden, soziale Herkunft und Bildungsleistungen voneinander zu entkoppeln. Das erscheint absurd angesichts der Tatsache, dass Schülerleistungen in Sachsen im Bundesvergleich am wenigsten von der sozialen Herkunft abhängig sind. Die bisherigen Konzepte von Gemeinschaftsschulen führen im Durchschnitt dazu, dass das Leistungsniveau gemittelt wird. Das heißt im Klartext, dass das Leistungsniveau auf ein Mittelmaß abfällt. Angesichts des akuten Mangels an qualifizierten Fachkräften in akademischen Berufen, in Handwerk und Industrie sowie im Dienstleistungssektor hätte das mittel- und langfristig dramatische Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Sachsen.
Man muss zudem davon ausgehen, dass bei entsprechender Bildungsempfehlung die Eltern weiterhin das Gymnasium ab Klasse 5 favorisieren werden. Gemeinschaftsschulen bieten in anderen Bundesländern das gleiche, was sächsische Oberschulen und berufliche Gymnasien auch leisten. Etwa 17 Prozent der Abiturienten erwerben bereits jetzt die allgemeine Hochschulreife nach einem Realschulabschluss der Oberschule am beruflichen Gymnasium.

„Viel wichtiger als eine neue Schulart ist es, die Durchlässigkeit der Bildungswege zu erhöhen, stimmt die Vorsitzende des Stadtelternrates Leipzig, Petra Elias, dem SLV zu. „Die Stadt Leipzig setzt vermehrt auf Campuslösungen. Hier werden die Schulformen auf einem Gelände untergebracht und nutzen z. B. gemeinsam Sportstätte, Bibliothek oder Mensa. Dieses Model ist ausbaufähig.“ Den Klassenteiler weiter zu senken, ist nach Ansicht von Michael Gehrhardt, Stadtelternrat Leipzig Arbeitskreis Grundschulen, ein nächster Schritt. Gehrhardt weist darauf hin, dass unter den Eltern das Bündnis sehr kontrovers diskutiert wird.

Bei Rückfragen:

 

Antje Stolle, SLV-Kreisverbandsvorsitzende Leipzig, Tel.: 0177 8796182

 

Petra Elias, Vorsitzende des Stadtelternrates Leipzig, Tel.: 0172 8405329

 

Petra Müller, stellvertretende Landesvorsitzende des Sächsischen Lehrerverbandes und SLV-Fachverbandsvorsitzende Mittelschulen, Tel.: 0172 3673813