LVZ fragt: Was macht der Stadtelternrat in Leipzig?

Was macht der Stadtelternrat? Für wen steht er offen und warum sollten Eltern sich hier engagieren? Warum engagieren Sie sich selbst dafür?

Eigentlich kann man es nicht genug wiederholen. Engagierte Eltern bereichern tatsächlich den Schulalltag. Einige Schulen sind voll von guten Beispielen.

Sachsen ist das einzige Bundesland, was Elternmitwirkung im Schulgesetz verankert hat und in einer Elternmitwirkungsverordnung regelt. Auf dieser Grundlage können alle Elternvertreter mitwirken, deren eigene Kinder schulpflichtig sind. Sie haben ein Auskunftsrecht gegenüber dem Lehrer, der Schulleitung, der Kommune und dem Land. Die Interessen der Eltern zu bündeln und zu fokussieren ist Aufgabe des Stadtelternrats. Zum einen unterstützen wir Eltern darin, sich aktiv und konstruktiv in Schule einzubringen. Zum anderen stehen wir im engen Kontakt mit den Entscheidern der Stadtverwaltung und den Landesamt für Schule und Bildung hier in Leipzig. Wir bringen uns aktiv mit unseren Ansichten, den Schulalltag zu gestalten in den verschiedensten Gremien ein. Wir sind aufmerksame Zuhörer, Fragesteller und Berater. Die Vorsitzende Petra Elias koordiniert 25 Elternvertreter, die ihre Expertise in den verschiedensten Arbeitskreisen, Arbeitsgruppen, Koordinierungsstellen, Steuerkreisen, Beiräten und Ausschüssen einbringen.

Wer Belange von Eltern vertritt, kann dies kaum nur für sein eigenes Kind tun. Dazu dauern Prozesse oft zu lang, bis sie endlich umgesetzt werden. Elternvertretern wohnt meist die Freude an der gesellschaftlichen Mitgestaltung inne. Ich persönlich brenne für die Berufs- und Studienorientierung an den Schulen. Bei den ganzen Möglichkeiten, die der Schulalltag bieten kann, wird oft das Ziel von Bildung aus den Augen verloren. Nämlich, dass Kinder Erwachsene werden, die ihren Lebensweg selbständig beschreiten möchten. Eltern unterschätzen regelmäßig ihren Einfluss auf die Berufswahl ihres Kindes. Hier bedarf es Konzepte, die Eltern befähigt, ihre Kinder besser zu unterstützen.

Es bereitet mir viel Freude zu sehen, wenn Ideen Zuspruch finden und Projekte Gestalt annehmen.

Warum  ist die Mitwirkung von Eltern und Schülern im Schulalltag wichtig?

In der Kita wird völlig selbstverständlich davon ausgegangen, dass Eltern sich einbringen und ihre Kinder, die Gruppe oder die Kita-Leitung unterstützen. Ein Sommerfest in der Kita ist ohne aktive Hilfe der Eltern nicht möglich. Elternmitwirkung hat dort einen festen Platz. Doch sobald die Kinder in die Schule kommen, ist es üblich, dass Eltern sich aus Bereichen zurückziehen, die jetzt der Lehrer übernimmt. Das Schwierige daran ist, dass sich oft weder Lehrer noch Eltern vorher kennengelernt haben. Ihre Beziehung verlangt von beiden Seiten einen enormen Vertrauensvorschuss. Es sind nicht mehr wie in der Kita, beim Abholen und Bringen des Kindes kurze Absprachen möglich sind. Auch eine Hospitation im Unterricht ist nur in Ausnahmefällen möglich. Was in Schule passiert, nehmen Eltern als eine Blackbox war. Dennoch sind beide, Lehrer und Eltern, mit guten Absprachen auf einander angewiesen.

Gibt es ein „Zuviel“, bzw. in welcher Hinsicht kann Mitwirkung auch „Einmischung“ sein und sich eher negativ auswirken?

Das richtige Maß ist natürlich genau das Richtige. Nicht jedes Elternteil kennt seine Pflichten, Rechte und Aufgaben im Schulalltag. Woher auch? Die Schulerfahrungen der jetzigen Elterngeneration ist kaum mit denen ihrer Kinder zu vergleichen. Die meisten Eltern lernen die Veränderungen erst durch ihr erstes Kind kennen. Deshalb braucht es auch erfahrene Elternvertreter, die ihr Wissen gerne weitergeben.

Elternvertreter können sich durch Elternmitwirkungsmoderatoren (EMM) schulen lassen. Das sind selbst Eltern mit Kindern an sächsischen Schulen. Elternvertreter werden so zu Mittlern zwischen Eltern und Schule. Sie können helfen, die Blackbox für beide Seiten heller und verständlicher zu machen. Denn auch Lehrer wissen nicht, welchen Herausforderungen Kinder in den Elternhäusern gegenüberstehen.

Negativ wird Einmischung auf beiden Seiten empfunden, also auf denen der Lehrer und der Eltern, wenn Informationsflüsse ins Stocken geraten, mit Halbwissen gearbeitet wird und Prioritäten unterschiedlich gesetzt werden. Meist hat dies auch etwas mit Missverständnis und mangelnden Austausch zu tun, mit welchen Belastungen die jeweils andere Seite zu kämpfen hat. Hier hilft nur miteinander reden. Doch im Schulalltag ist dafür bisher viel zu wenig Zeit eingeplant. Auch dafür setzt sich der Stadtelternrat ein.