Wahlkreis 7

Anna Kaleri – Grüne

Mit welchen Mitteln kann –nach Ihrer Meinung- mit kommunalen Mitteln die Lernfreude und damit die schulischen Erfolge der Schüler gesteigert werden?

Die Lernfreude und Wissbegier von Kindern sollte dadurch erhalten werden, dass Schulstoff an ihre sinnlich erfahrbare Lebensrealität anknüpft. Als Erfolg würde ich nachhaltiges und eigenständiges Lernen definieren. Dazu sind kleinere Klassen notwendig, die individuelle Förderung ermöglichen und wo es passt, Angebote für freies Lernen; weiterhin fächerverbindender Unterricht, Integration von kultureller Bildung sowie eine hohe Beteiligung an Gestaltungsprozessen innerhalb der Schule.

Die inklusive Beschulung von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf schreitet weiter voran. Sind die Leipziger Schulen dafür geeignet ausgestattet?

Das würde ich als Stadträtin qualifiziert abfragen.

Viele Schulen nutzen die von der Stadt geförderten Ganztagsangebote. Empfinden Sie diese als vielfältig gestaltet, den Bedürfnissen der Schüler angepasst und den Schulalltag ergänzend?

Ein Ganztagsangebot empfände ich als vorbildlich umgesetzt, wenn es die ganze Schulzeit erfasst. Vom gesunden Frühstück bis zur bewegten Pause über Instrumentenunterricht, täglich geöffnete Schulbibliothek, qualifizierte Hausaufgabenbetreuung, Schulclub, Schulbands und natürlich AGs, die den Interessen der Schüler*innen entsprechen. Vor dem Hintergrund, dass für manche Schüler*innen die Schule der einzige Ort ist, an dem sie vertiefte Anregung und Bildungschancen erhalten, ist dies an Schulen in sogenannten Brennpunktgebieten besonders wichtig.

Petra Čagalj Sejdi – Grüne

Mit welchen Mitteln kann –nach Ihrer Meinung- mit kommunalen Mitteln die Lernfreude und damit die schulischen Erfolge der Schüler gesteigert werden?

Als Stadt haben wir in erster Linie die Möglichkeit über Schulsozialarbeit, Hort, GTA (zum Teil), außerschulische Angebote wie zum Beispiel OFTs in der Nähe Einfluss zu nehmen. Weitere Bereiche die wir kommunal steuern und entscheiden, sind die finanzielle Förderung von Schulessen und der Bau und die Renovierung von Schulgebäuden. Besonders zu letzterem gab es in der letzten Wahlperiode viel positive Veränderungen und wir konnten Renovierungen und Neubauten vorantreiben. Uns Grünen ist dabei immer sehr wichtig, dass Schulen zeitgemäß gebaut werden. Wir wollen flexible Raumzuschnitte, um in Klein- und Großgruppen arbeiten zu können, Aufenthaltsmöglichkeiten wie Nischen in den Fluren und Sitzgelegenheiten vor den Klassenräumen. Es sollen Flächen für Schulversammlungen und -veranstaltungen vorhanden sein, der Schulhof sich zum Quartier öffnen. Daneben ist uns aber auch wichtig, dass Lehrer und Schüler durch ausreichend Personal im Schulalltag begleitet werden, deshalb haben wir uns für eine großzügigere Stellenbemessung für die Schulsekretariate und Hausmeister eingesetzt, setzen uns für Personal in den Schulbibliotheken genauso wie für Schulsozialarbeit ein. Unser Ziel ist es, die Schulsozialarbeit weiter auszubauen, so dass eines Tages jede Schule in Leipzig einen Sozialarbeiter haben kann. Den Bedarf gibt es überall, auch wenn die Problemlagen an jeder Schule und in jedem Viertel anders sind. Wir sehen Schulsozialarbeiter als Qualitätsmerkmal an Schulen und als wichtige Ergänzung zu den Lehrern. Transparenz und Mitsprache für Schüler, Lehrer und Eltern sind uns sehr wichtig, so konnten wir es zum Beispiel erreichen, dass Schulen bei der Speisenversorgung mitsprechen! Wir wollen gute GTA an den Schulen und wollen dazu den Austausch zwischen den Schulen möglich machen – konkret Konferenzen zum best practice. Damit Schule gut wirken kann, wollen wir die Beteiligung der Lehrer*innen, Horterzieher*innen und Schüler*innen und ihren Eltern bei Bauvorhaben bereits in der Phase 0, sowie wirksamere Schulkonferenzen (konkret bei der Schulnamensgebung durchgesetzt). Wir sorgen darüber hinaus für ein vielfältiges Angebot an außerschulischen Lernorten, indem wir Fördermittel beantragen oder pädagogische Arbeit in den Einrichtungen fördern. Aktuell setzen wir uns dafür ein, das Programm „Grün macht Schule“ vollständig auszufinanzieren, weil wir das Engagement der Schulen respektieren.

Die inklusive Beschulung von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf schreitet weiter voran. Sind die Leipziger Schulen dafür geeignet ausgestattet?

Leider sind noch nicht alle Schulen entsprechend ausgestattet, doch in den letzten Jahren konnten wir es erreichen, dass alle Schulen, die neu gebaut werden barrierefrei gebaut werden. Unser Ziel ist es, dass es in jedem Versorgungsraum mindestens eine barrierefreie Schule gibt. Es muss daher erreicht werden, dass es auch im Bestand sukzessive Barrierefreiheit gibt. Dies würde aber nicht nur Barrierefreiheit für mobilitätseingeschränkte Bedarfe beduten, sondern auch für Kinder und Jugendliche mit Hör- und Sehbeeinträchtigungen, genauso wie Platz auf den Fluren, Lärmschutz und Ruheräume für einen stressfreien Schulalltag.

Viele Schulen nutzen die von der Stadt geförderten Ganztagsangebote. Empfinden Sie diese als vielfältig gestaltet, den Bedürfnissen der Schüler angepasst und den Schulalltag ergänzend?

Das Angebot ist breit und vielfältig, dennoch fehlt an einigen Stellen etwas. So sollte es zum Beispiel weitaus mehr MINT-Angebote geben, denn aktuell gibt es nur wenig was in diesen Bereich fallen könnte und über die Matheförderung hinaus geht. Daneben fänden wir es auch wichtig, wenn mehr Angebote geschaffen werden würden, die interkulturelle Bildung fördern und weiterbilden. Auch im Bereich Musik könnte das Angebot breiter sein. Wir wünschen uns seit Jahren mehr Interaktion der Stadt im Bereich GTA: Unserer Meinung nach sollte die Stadt sich mehr in die Qualität der GTA einschaltet und Schulen besser unterstützt, insbesondere Schulen ohne starke Fördervereine. Die Stadt lehnt das anhaltend ab. GTA ist für uns ein Instrument für Chancengleichheit bei der Bildung, insofern erwarten wir mehr Engagement von der Stadt/ AJuFaBi.

Birgit Said – DIE LINKE

1) Um die SchülerInnen zum Lernen zu motivieren, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu zählen sowohl motivierte und empathische LehrerInnen als auch die dazugehörige Infrastruktur mit Schulen. Im Haushaltsplan 2019/2020 sind schon sehr viele Sanierungen, Erweiterungen und der Neubau von Schulen vorgesehen, die aber einige Zeit in Anspruch nehmen werden. Viele LehrerInnen sind jetzt in Sachsen verbeamtet, was sicherlich zu einer größeren Zufriedenheit der Lehrenden führt. Und im Endeffekt wieder den SchülerInnen zugute kommt.

In jeder Schule sollte es ein/e Schulsozialmitarbeiterin geben, die auch zu 100 % von der Stadt finanziert wird. Da dies noch nicht der Fall ist, werden wir es einfordern.

Projekte von Schulklassen müssten gefördert werden (z.B. die Klassenfahrt zu ehemaligen Konzentrationslagern, gemeinsames Kochen), um den Zusammenhalt der Lernenden zu fördern.

Desweiteren könnte es eine Hausaufgabenunterstützung als Maßnahme der Ganztagsangebote auch in den 5. und 6. Klassen geben.

2) Der barrierefreie Ausbau der Schulen wurde schon an einigen Schulen durchgeführt, ist aber noch nicht abgeschlossen. Im Jahre 2022 sollen 35 % der Schulen und 25 % aller Schulsporthallen barrierefrei sein.

Unserer Meinung nach sollten FörderschullehrerInnen an den Schulen eingestellt werden, um lernbeeinträchtigten Kindern den Weg zu einer Förderschule zu ersparen.

Von der Stadt unterstützt werden sollten Kooperationsverbünde zwischen Grundschulen und weiterführenden Schulen.

3) Die Ganztagsangebote werden schon vom Land Sachsen (erhöhter Sockelbetrag für Förderschulen nun 6.000 € und für alle übrigen Schulen nun 4.000 €) gefördert. Diese Beträge müssen aufgrund erhöhter SchülerInnenzahlen erhöht werden. Das werden wir im Landtag fordern.

Ansonsten gibt es in vielen Schulen breit gefächerte Lernangebote für die Kinder und Jugendlichen, die aber sicherlich unter ideeller Mitwirkung der SchülerInnen noch verbessert und ausgebaut werden können.

Dr. Ilse Lauter – DIE LINKE

Mit welchen Mitteln kann mit kommunalen Mitteln die Lernfreude und damit die schulischen Erfolge der Schüler gesteigert werden?

Für die schulische Entwicklung und damit auch für Lernfreude und schulische Erfolge trägt das Landesamt für Schule und Bildung mit seinen angestellten Lehrerinnen und Lehrern die Hauptverantwortung.

Auf kommunaler Ebene können wir diese Prozesse auf verschiedenen Ebenen fördern:

Schulsozialarbeit
Wie ich in der Lindenauer Helmholtzschule und der Pestalozzischule in Böhlitz-Ehrenberg erleben konnte, leisten Schulsozialarbeiter wertvolle Arbeit auf sehr unterschiedlichen Ebenen. Sie sind oftmals die Ansprechpartner, an die sich Schüler mit persönlichen Problemen zuerst wenden. Damit können Situationen, die letztlich zu Schulschwänzen und Schulabbruch führen, von vornherein vermieden werden. Auch für Eltern und die Lehrerinnen und Lehrer sind die Schulsozialarbeiter wichtige Ansprechpartner.

Leider unterstützt der Freistaat nur die Schulsozialarbeit an Oberschulen und Berufsschulzentren mit Berufsvorbereitungsjahr. Wir fordern daher auf Landesebene: Jede Schule braucht einen Schulsozialarbeiter bzw. eine Schulsozialarbeiterin.

Die Stadt Leipzig gibt jährlich 2 Mio. € für Schulsozialarbeit vor allem in Grundschulen aus. Schulsozialarbeiterstellen wurden für sieben Grundschulen ausgeschrieben, darunter in der 157. Grundschule in Leutzsch. Auch hier leistet die Schulsozialarbeiterin vielfältige Arbeit, die von Elternbesuchen über Ehe- und Familienberatung bis zu gemeinsamen Klassenfahrten mit den Schülern reicht.

Elternakademie
Eltern brauchen Unterstützung, Erfahrungsaustausch und Anregungen von Fachleuten bei der Erziehung. Schon seit zehn Jahren bietet der Deutsche Familienverband entsprechende Unterstützung an. www.dfv-sachsen.de Hier könnten Sie als Stadtelternrat aktiv werden.

Einhaltung der neuen Klassenbildungsverordnung
Die Sächsische Klassenbildungsverordnung sieht bei Grundschulen eine Obergrenze von 25 Kindern vor, in der Oberschule 16. Bei besonderem Förderbedarf senkt sich diese Obergrenze durch eine andere Gewichtung. Sollte in Schulen gegen die Integrationsverordnung (Senkung des Klassenteilers um 1,5 Schulplätze pro Integrationskind) verstoßen werden, sollten sie umgehend die Stadtverwaltung und der Fachausschuss Jugend, Schule, Soziales im Stadtrat informieren.

Bekanntmachung und Verallgemeinerung von Initiativen
Da denke ich zum Beispiel an die „Schule mit Zukunft Leipzig-Ost“ in Paunsdorf oder das Projekt „Erfolgreicher Abschluss in Hauptschulklassen“ in der 20. Oberschule. Bereits im fünften Jahr fördert die Schweizer Drosos Stiftung das Bildungspatenprogramm “Die Wunderfinder”. Über 300 Leipziger Schulkinder aus schwierigen Verhältnissen konnten mit Hilfe der Wunderpatinnen und -paten gestärkt werden. Dieses Projekt wird fortgesetzt. Auch das Wirken des Helmholtz-Clubs an der gleichnamigen Schule in Lindenau trägt zu sozialer Stabilität und einem guten Miteinander von Kindern unterschiedlicher Herkunft bei. Diese Projekte verdienen eine breite öffentliche Aufmerksamkeit.

Weiterer Ausbau der Ganztagsangebote
Ein Ganztagsangebot könnte vor allem in den 5. und 6. Klassen der Oberschulen Hausaufgabenunterstützung sein.

Bildungs- und Teilhabepaket
Das Bildungs- und Teilhabepaket ermöglicht vielfältige Unterstützungen für Schüler und deren Eltern, von der Lernförderung bis zur Unterstützung bei Klassenfahrten. Leider wissen zu wenig betroffene Eltern davon oder nutzen diese finanziellen Mittel aus unterschiedlichen Gründen nicht. Hier ist Information und Unterstützung gefragt.

Um die Schulsituation speziell im Wahlkreis Alt-West zu verbessern, setzen wir uns ein für:
Den Umbau des ehemaligen Friesenkrankenhauses in eine Grundschule
Den Umbau des ehemaligen Uhland-Gymnasiums in eine Oberschule
Die Umgestaltung des Jahrtausendfeldes mit dem Bau eines weiteren Gymnasiums
Die fristgerechte Erweiterung der Schulen in Gundorf und Böhlitz-Ehrenberg

Die inklusive Beschulung von Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf schreitet weiter voran. Sind die Leipziger Schulen dafür geeignet ausgestattet?

Der Begriff „voranschreiten“ ist leider übertrieben. Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen integrativer und inklusiver Beschulung. Integrative Beschulung ist an allen Schulen möglich. Für inklusive Beschulung sind mir nur zwei Projekte bekannt. Inklusion ist keine Pflicht, sondern ein Recht, und es hängt von den Eltern ab, ob sie es wünschen. Unserer Meinung nach sollten an allen Grundschulen schrittweise auch Förderschullehrer/innen unterrichten. Zunächst kann man damit verhindern, dass zu viele Grundschulkinder wegen mangelnder Förderung in eine Förderschule für Lernbehinderung kommen. Auch an Grundschulen könnte es Schleifenklassen geben ähnlich wie bei LRS-Klassen. Auch Dyskalkulie sollte dort ein Förderschwerpunkt sein. Das LaSuB braucht aus unserer Sicht mehr Schulpsychologen. Es ist zu prüfen, ob das LaSuB oder die Stadt Leipzig (allerdings gefördert durch den Freistaat) einen Schulpsychologischen Dienst aufbaut mit je einem Schulpsychologen pro Stadtteil. Das muss das Ziel sein.

In Leipzig gibt es gute Fortschritte beim barrierefreien Ausbau in allen Schularten und der Bereitstellung von Schul- und Integrationsbegleitern.

Viele Schulen nutzen die von der Stadt geförderten Ganztagsangebote. Empfinden Sie diese als vielfältig gestaltet, den Bedürfnissen der Schüler angepasst und den Schulalltag ergänzend?

Solche Angebote habe ich in der Pestalozzischule und der Helmholtzschule als sehr gut und auch gut angenommen erlebt. Vom gemeinsamen Kochen über Musik- und Theaterprojekte bis zum Sport gibt es Angebote, die gern und rege genutzt werden. Für Ganztagsangebote tragen die Schulen Verantwortung. Der Schulelternrat und auch der Schülerrat sollten das mit weiteren Ideen und Initiativen unterstützen. Die Ganztagsangebote werden allerdings nicht von der Stadt, sondern vom Freistaat gefördert. Leider wurde die Gesamtsumme der Finanzierung nicht wesentlich erhöht, obwohl mehr Schulen und mehr Schüler/innen dazugekommen sind. Daher fordern wir im Land eine auskömmliche Finanzierung von Ganztagsangeboten in den Schulen.